Der Verein Stadtmarketing Jülich e.V. verlieh in 2020 zum vierten Mal den Jülicher Stadtmarketing-Preis an Personen bzw. Gruppierungen, die mit bemerkenswerten Aktivitäten zu einer nachhaltigen Steigerung der Attraktivität Jülichs beigetragen haben.
Die Neujahrsrede 2020 hielt Dr. Patricia Peill, MdL.
Laudatio von Guido von Büren auf Landrat Wolfgang Spelthahn
Sie, lieber Herr Landrat Spelthahn, bekommen heute den Stadtmarketing-Preis Jülich 2020 verliehen und mir kommt die in diesem Fall sehr dankbare Aufgabe zu, die entsprechende Laudatio zu halten. Sie sind seit nun zwei Jahrzehnten Landrat des Kreises Düren. Inzwischen ist eine Generation herangewachsen, die keinen anderen Landrat als Sie kennengelernt hat. Und selbst wenn man politisch weniger bis gar nicht interessiert ist, wird man Sie kennen, scheinen Sie doch mitunter omnipräsent zu sein. Das ist aber, lieber Herr Spelthahn, keine bloße Attitüde, sondern entspricht ihrem Amtsverständnis nah an den Menschen und ihren Anliegen zu sein. Qua Amt, das ja die Preußen 1816 im Rheinland eingeführt haben, fallen ihnen eine Reihe von Schlüsselfunktionen zu, die Sie aber nachhaltig mit Leben zu füllen wissen und mit anderen Fragestellungen der alltäglichen Daseinsfürsorge verknüpfen. Ein großes Anliegen ist Ihnen die Infrastruktur des Kreises: öffentlicher Nahverkehr, Straßenbau, Kindergärten, Sport- und Veranstaltungsstätten, kulturelle Einrichtungen sind nur einige Stichworte, die hier zu nennen sind. Sie haben die Initiative ergriffen, dem Kreis einen Bevölkerungswachstumsschub zu geben. Dabei treibt Sie der Strukturwandel im Hinblick auf die Endlichkeit der Braunkohleverstromung um. Bei nicht wenigen der Projekte, die Sie angestoßen haben, gab es im Vorfeld reichlich Kritik: Man denke nur an die Arena Kreis Düren oder das Hotel- und Kongresszentrum in Düren. Beide wurden realisiert und sind heute integraler Bestandteil des Lebens im Kreis Düren.
Der Anlass zur Verleihung des Stadtmarketingpreises 2020 an Sie ist die Eröffnung der neuen Geschäftsstelle des Kreises Düren in Jülich. Mit dem Neubau als Erweiterung des sogenannten Alten Rathauses hat der Kreis Düren eine bemerkenswerte Quartiersentwicklung angestoßen und teilweise umgesetzt, die schon lange diskutiert worden war. Das Alte Rathaus am Markt war nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nach einem Entwurf von Prof. René von Schöfer gebaut worden, der mit seiner Leitplanung für den gesamten Wiederaufbau der Stadt verantwortlich zeichnete. Das Gebäude nimmt die Formen des Vorgängerbaus aus dem 18. Jahrhundert auf, der wiederum auf einen Bau aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückging. An dieser prominenten Stelle hatte sich der herzogliche Beamte Peter Römer einen Stadtpalais errichten lassen, von dessen renaissancezeitlichen Prunk bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das sogenannte Archivgebäude an der Düsseldorfer Straße Zeugnis ablegte. Das Areal an der Kapuzinerstraße/Ecke Baierstraße war aber lange Zeit nach dem großen Stadtbrand von 1547 unbebaut geblieben. Seit dem 17. Jahrhundert diente das Areal den Kapuzinermönchen als Standort für ihr Kloster. Die entsprechende Kirche stand an der Düsseldorfer Straße. Der Zugang war etwas erhöht, da die Kirche in der Fundamentierung auf den Resten des spätantiken Kastells ruhte. Das Gebäude des Kreises steht also, wie sollte es für eine alte Stadt wie Jülich auch anders sein, auf historischem Grund.
Die Diskussion um eine Erweiterung des Rathauses für Verwaltungszwecke reicht bis in die 1960er Jahre zurück, als die Firma Stüssgen einen eingeschossigen Bau an der Ecke Düsseldorfer Straße/Kapuzinerstraße errichtete, der von der Stadt Jülich überbaut werden durfte. Mit der Kommunalen Neugliederung Anfang der 1970er Jahre erübrigten sich aber vorerst diese Überlegungen. Zum 1.1.1972 ging der Kreis Jülich in den Kreis Düren auf. Das ehemalige Kreishaus am Schwanenteich wurde nun als „Neues Rathaus“ von der Stadt Jülich übernommen, lediglich in einem Anbau zur Kartäuserstraße hin blieb mit einer Außenstelle des Gesundheitsamtes der nun neue Kreis Düren in Jülich präsent. Der Verlust des eigenen Kreises nach einer Existenz von 156 Jahren wog schwer. Vor allem auch deshalb, weil zu diesem Datum auch zahlreiche Orte im Jülicher Land ihre kommunale Selbständigkeit verloren und in der Stadt Jülich aufgingen. Dieser Identitätsverlust wirkt bis heute nach, wie man am Erfolg der Wiedereinführung des Autokennzeichens „JÜL“ vor einigen Jahren beobachten konnte.
Die von mehreren Jülicher Vereinen gemeinsam angestoßene Diskussion um die Frage, ob die Stadtverwaltung Jülich einen ihrer beiden Standorte ausbauen sollte, den, in dem wir uns gerade befinden, oder den am Markt, führte vor knapp zehn Jahren dazu, dass in einem Gutachten geklärt wurde, was an den Standorten Altes und Neues Rathaus möglich wäre. Die damaligen Überlegungen führten zu keiner Entscheidung, riefen aber Sie, lieber Herr Spelthahn, auf den Plan. Inzwischen hatte sich nämlich die Präsenz des Kreises Düren in Jülich mit Dienststellen wie dem Jugendamt und der Jobcom erheblich intensiviert. Die Jobcom nutzte bereits Räume im Alten Rathaus am Markt. Tatsächlich gelang es Ihnen, Herr Landrat Spelthahn, alle von einem großen Wurf zu überzeugen: Die Übernahme des Alten Rathauses von der Stadt Jülich durch den Kreis, den Kauf des angrenzenden Grundstückes und die Errichtung eines Neubaus, der vor allem eine Außenstelle des Straßenverkehrsamtes beinhaltet. Sie selbst betonen immer wieder, dass damit ein Fehler der Kommunalen Neugliederung korrigiert wird. Nun ist die dauerhafte Präsenz des Kreises Düren mit wichtigen Funktionen im sogenannten Nordkreis gewährleistet, was selbstredend für die Nutzer auch kürzere Wege bedeutet. Für Jülich ist diese Entwicklung ein großer Glücksfall. Wird hierdurch doch ein wichtiges Areal in der Jülicher Innenstadt nachhaltig inwertgesetzt. Zudem haben Sie, Ihre Bauverwaltung und die Architekten bewiesen, wie zeitgemäße Architektur sich in das bestehende Stadtbild einfügen kann und trotzdem ein eigenes architektonisches Statement abgibt. Das transparente Treppenhaus an der Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau in der Düsseldorfer Straße vermittelt gekonnt zwischen den beiden Bauteilen. Und spätestens wenn der Neubau durch ein gastronomisches Angebot ergänzt sein wird, wird das Areal aus dem Alltag der Jülicher und der Nutzer der Geschäftsstelle nicht mehr wegzudenken sein.
Lieber Herr Landrat Spelthahn, Sie sind selbst gebürtiger Jülicher, genauer: Sie stammen aus dem Ortsteil Barmen, der als Sie geboren wurden, noch über eine eigene Amtsverwaltung verfügte. So gesehen sind Sie seit dem 1.1.1972 nicht nur „Beute-Dürener“ sondern auch „Beute-Jülicher“. In diesen Kategorien haben Sie aber nie gedacht und Ihre Politik hat sich nie davon leiten lassen. Als Landrat des Kreises Düren haben Sie das Gesamtbild im Blick behalten und alles daran gesetzt, die Region insgesamt nach vorne zu bringen. Lassen sie mich davon ausgehend einige allgemeine Schlussüberlegungen formulieren. Die Kommunale Neugliederung in Nordrhein-Westfalen in den späten 1960er und in den 1970er Jahren war Teil eines umfassenden Modernisierungsprozesses von Staat und Gesellschaft. Angefangen von der Flurbereinigung bis zur Zusammenlegung von Regierungspräsidien ging es darum, die Verwaltung den Anforderungen der Zeit gemäß zu gestalten. Das alles liegt nun nahezu ein halbes Jahrhundert zurück und wirkt doch bis heute nach. Den Verlust an Identität und politischer Einflussmöglichkeit haben nicht wenige als ein Trauma erlebt. Die Chancen, die sich daraus ergeben haben, wurden vielfach negiert und nicht selten eine ortsbezogene Wagenburgmentalität aufgebaut. Wenn man etwas den Entscheidungsträgern der damaligen Zeit auf Landesebene vorwerfen kann, dann, dass sie geradezu berauscht vom Willen zur Modernisierung die Bevölkerung auf den eingeschlagenen Weg nicht mitgenommen haben. Das hat sich im Nachhinein bitter gerächt. Denn niemand wagt sich mehr an solch ein Jahrhundertprojekt wie die Kommunale Neugliederung, wobei nach 50 Jahren durchaus die Frage gestellt werden darf, wie gut wir mit den vorhandenen Strukturen für die Zukunft gerüstet sind. Mein Eindruck ist, dass wir das auf Kreisebene durchaus sind – und nicht zuletzt deshalb erhalten Sie, lieber Herr Landrat Spelthahn, den Stadtmarketingpreis Jülich 2020 ja auch völlig zu Recht, aber schon der Blick auf die Region insgesamt und unsere Position zwischen Aachen einerseits und der Rheinschiene andererseits lässt mich angesichts zahlreicher Initiativen und Zusammenschlüsse auf verschiedenen Ebenen etwas ratlos zurück, vor allem, da die einzelnen Kommunen die vielen Ansätze kaum zu bedienen wissen.
Das soll jetzt aber nicht Wasser im Wein des heutigen Abends sein! Vielmehr gilt es Dank und Freude für das für Jülich erreichte zum Ausdruck zu bringen. In diesem Sinne: Ihnen, Herr Landrat Spelthahn, herzlichen Glückwunsch zum Stadtmarketing-Preis Jülich 2020 und Ihnen meine sehr verehrten Damen und Herren vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Hier sehen Sie die Auszeichnung
Leider liegt die Laudatio von Marcell Perse auf das Team der Firma Fischer nicht in Schriftform vor – getreu dem Motto „Eine Rede ist keine Schreibe“. Und die dem Ersteller dieser Seite vorliegenden handschriftlichen Notizen in eine für das Internet geeignete Form zu bringen, wäre ein kaum zu bezahlender Mehraufwand 😉
Das Stadtmagazin „Herzog“ schrieb über die Preisverleihung:
Als Mann der Worte wurde der Buchhändler, Autor und Verleger Wolfgang Hommel aus dem Traditions-Familienbetrieb Verlag J. Fischer in diesem Jahr mit dem Buchhandlungs-Team „Fischer“ geehrt. Er hätte die Jury nicht von der Wahl abbringen können, entschuldigte sich Wolfgang Hommel als „Sprecher“ des Teams „Fischer“. Für diese Mitarbeiter hätten er und seine Frau aber gerne die Auszeichnung „Stadtmarketing-Preis“ 2020 angenommen. Den Vergleich zum „Türöffner“ zog Marcell Perse als Laudator und hatte – als Museumsleiter und Archäologe mit Kopien vertraut – gleich einen Originalabguss des Türgriffs der Buchhandlung Fischer nach dem Entwurf von Dietmar Biermann als Anschauungsobjekt mitgebracht. Als „Fisherman‘s Friends“ hatte Perse die Gäste launig begrüßt, um dann den Bogen von der Familienhistorie über Namensinterpretation – „ein Fischer ist kein Angler“ – einen kleinen Exegese-Exkurs bis zur Werkanalyse zu spannen. Denn der Türöffner spiegele die Familien- und Firmenphilosophie: „Menschenfischer“ im besten Sinne seien sie, Partner der Kunden, Heimatkümmerer „mit einer Intensität, die über rein ökonomisches Denken hinausgeht“.